Dienstag, 3. Juli 2007

jetzt endlich: die Tour

Wie vor langer Zeit versprochen, gibt´s an dieser Stelle einen kleinen Tourbericht.

Organisiert wird die Reise von der "China Religious Cultural Communication Association" und der "Shenzhen Association For International Exchanges". Auf dem Programm steht "Buddhist Symphony - Chinese Harmonious Music", ein Werk für großes Orchester, gemischten "klassischen" Chor und traditionellen Buddhisten-Chor. Die speziell für die Tour gekürzte Version dauert gut eineinhalb Stunden und ist - gewohnt chinesisch - pompös, effektvoll und sehr harmonisch.
Nach einer langwierigen Probenphase und einem extra-Konzert für 10 Vertreter der Stadtverwaltung (wir nennen es besänftigend Generalprobe) setzt sich an einem heißen sonnigen Tag die Kolonne von ca. 150 Mitwirkenden in Bewegung. Das erste Etappenziel ist der International Airport in Hong Kong.

Hong Kong, seit genau 10 Jahren offiziell wieder ein Teil Chinas, ist als Sonderverwaltungszone nach wie vor durch eine streng kontrollierte Grenze vom Festland getrennt. Und genau da endet die Reise für einen Teil der Musiker vorerst auch wieder.

Das Shenzhen Symphony Orchestra spielt ab und zu in Hong Kong, auch wird der Flughafen für Auslandstourneen gerne genutzt. So ist in der Orchesterverwaltung bekannt, dass zahlreiche Kollegen, z.B. aus Russland, für die Fahrt zum Flughafen ein Transitvisum benötigen. Dazu werden im Vorfeld einer Auslandsreise alle Pässe eingesammelt und, wie immer auf den letzten Drücker, mit den benötigten selbstklebenden Dokumenten bestückt. Wieder ausgeteilt im Bus zur Grenze kommt die Erkenntnis leider zu spät, dass ein Teil der Visa schlichtweg vergessen wurde.

Kurz und gut, ein Bus bleibt an der Grenze zurück, Expressvisa mit viel Draht und Geldfluss nach oben, der Mensch mit dem Draht hat leider auch die Tickets, weshalb am Flughafen neue ausgestellt werden müssen, weshalb das Flugzeug auch auf die eigentlich rechtzeitig erschienenen Musiker warten muss, weshalb wir nicht herzlich begrüßt werden im Flieger... Der Express-Visa-Bus kommt dennoch zu spät, die Kollegen übernachten im Flughafenhotel und kommen am nächsten Morgen nach.
Nicht nur der Schwabe fragt sich da, was das wieder alles kostet...


weiter mit Singapur in bälde :-)

Donnerstag, 3. Mai 2007

Tour

In 2 Stunden startet der Bus zum Flughafen. 10 Tage Singapur, Malaysia & Indonesien.
Mehr davon bald ;-)

Dienstag, 1. Mai 2007

Stadt-Bilder

Werbung am Strassenrand: So stellt sich eine chinesische Firma Europa vor ;-)








Innenstadt-Kreuzung










Einkaufcenter mit Eisbahn mittendrin.









Chinesen trinken keinen Kaffee, für alle anderen gibt´s Illy und Starbucks, mit zusammen ca 5 Filialen in der Stadt. Von uns aus das nächste ist bei guter Verkehrslage (also zwischen 21h und 6h) mit Bus in immerhin gut 20min zu erreichen...









Manche Hochhäuser haben gar seltsame Farben. Dieses Goldstück hat zudem ein Feng Shui-Problem und ist deshalb zugemauert.











Umwelterziehung am Strassenrand...









...und Mülleimerbenutzung als patriotischer Akt.
Da kann ja nix mehr schiefgehen.

Mittwoch, 25. April 2007

Die Stadt

Shēnzhèn (chin. 深圳) ist eine bezirksfreie Stadt in der Guangdong Provinz in der Volksrepublik China. Shenzhen liegt im Süden der Provinz, nur durch einen Fluss von Hongkong getrennt. Die Stadt gilt als eine der bedeutendsten Städte ausländischer Investitionen und ist deshalb eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Im Jahr 1979 lebten in der Stadt gerade einmal 30.000 Einwohner. Heute ist Shenzhen eine moderne Millionenstadt mit knapp 11 Millionen Einwohnern, die fast genauso schnell wächst wie Shanghai. Abgesehen von Hongkong ist es die Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in China. Tragsäule der lokalen Wirtschaft ist die Elektronik- und Telekommunikationsindustrie.

Shenzhen war bis 1979 ein verschlafenes Fischerdorf mit nur 30.000 Einwohnern an der Grenze zu Hongkong. 1979 erhielt Shenzhen die Stadtrechte und die neue Stadt wurde gegründet. 1980 unter Deng Xiaoping wurde in Shenzhen die erste Sonderwirtschaftszone Chinas gebildet. Deng selbst bekräftigte mit seiner Aussage "Lasst den Westwind herein. Reichtum ist ruhmvoll" das was in der Stadt in den kommenden Jahren passsieren sollte, ein extremer Bauboom wie es selbst in China selten anzutreffen ist. Grund für die Wahl Shenzhens war die Grenzlage sowie die ideale Lage am Perlflussdelta.

Die Migration in die Sonderwirtschaftszone ist stark reglementiert, eine Folge sind große Vororte außerhalb der Zone, in der sich Migranten aus ganz China sammeln. Die eigentliche SEZ ist durch Kontrollposten von den übrigen Teilen Shenzhens abgeteilt. Einer dieser Kontrollposten ist in Meilin. Die SEZ darf theoretisch nur mit einem speziellen Pass betreten werden.

Die bedeutenden Finanz- und Handelszentren befinden sich in dem an Hongkong angrenzenden Stadtteil Luohu mit einer Fläche von 78,89 km². Futian (78,04 km²), der Stadtbezirk, in dem sich die Stadtregierung befindet, liegt im Herzen der SEZ. Mit einer Fläche von 164,29 km² ist im Stadtteil Nanshan im Westen der SEZ High-Tech-Industrie angesiedelt.

Shenzen hat drei Häfen: Yantian, Shekou und Chiwan. In Yantian, dem größten Hafen, können im Yantian International Container Terminal neun Containerschiffe gleichzeitig abgefertigt werden. Im Jahr 2005 wurden hier 7,355 Mio. Container umgeschlagen. Shekou ist der zweitgrößte Containerterminal in China und der viertgrößte der Welt. Er konkurriert im Umschlagaufkommen mit Hongkong.

Der Shenzhen International Airport (SAC) liegt 35 km außerhalb des Stadtzentrums. Er bedient viele innerchinesische Ziele sowie auch einige internationale Zielflughäfen. Im Vergleich zu dem internationalen Flughafen von Hongkong ist er normalerweise günstiger für Flüge innerhalb Chinas. Der SAC entwickelt sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz für Luftfrachtsendungen und innerchinesische Passagierflüge. Zudem ist der Flughafen das Drehkreuz der in Shenzhen beheimateten Shenzhen Airlines.

Shenzhen hat eine Jahresdurchschnittstemperatur von 22,7 °C und eine Jahresniederschlagsmenge von 2210 mm. Das Klima kann als subtropisches Meeresklima beschrieben werden. Häufig ist mit dem Auftreten von tropischen Wirbelstürmen (Taifune) im Frühjahr und im Herbst zu rechnen.

Mit bestem Dank an Wikipedia und TOR (welches ein Durchdringen der real existierenden chinesischen Firewall ermöglicht und somit auch nicht-zensierte Informationen abrufbar macht...)

Montag, 23. April 2007

Alltag

Am Dienstag 13. März, der Name ist Programm, findet die erste Probe statt, Brahms Zweite. Das Konzert am darauffolgenden Freitag läuft gut, Dirigent und Kollegen sind zufrieden.

Der Alltag hat begonnen.

Ich komme ursprünglich nach Shenzhen, um den bisherigen Pauker abzulösen. Er bekommt eben seinen Vertrag verlängert, ich habe immer noch keinen, und so breitet sich ein leicht unangenehmes Gefühl in der Magengegend aus. Wollen sie mich doch nicht?
Nach einem Gespräch mit dem Manager wird jedoch klar, dass es ab jetzt in Shenzhen 2 Solopauker gibt. Bekomme meinen Vertrag, der jetzt 1 ganzes Jahr läuft. Das ist doch mal was, halbe Arbeit bei vollem Gehalt! Wir wechseln uns wöchentlich ab. Strand, ich komme...

Es ist erst einmal gar nicht so einfach, viel freie Zeit unterzubringen. Anfangs erkunde ich zu Fuss die nähere Umgebung, alles andere ist erst mal nicht zu machen. Ich verstehe keinen, keiner versteht mich, kann den chinesischen Busfahrplan nicht entziffern und dem Taxifahrer nicht erklären wo er mich hinbringen soll. Gestikulieren hilft nix, funktioniert hier auch anders.
Hab mir auf chinesisch meine Adresse aufschreiben lassen, so komme ich wenigstens immer wieder nach Hause.

Glücklicherweise gibt es ausser mir noch etwa 20 andere Ausländer, die meisten Russen, 4 US-Amerikaner, ein Chilene, ein Neuseeländer, ein Türke. Hab mal wieder richtig Glück mit meinen Kollegen, sind wirklich nett und auf einer ähnlichen Wellenlänge! Werde sofort integriert und verbringe die meiste Zeit mit ihnen. Essen gehn, Trinken gehn, Badminton spielen, Snooker spielen, billig Klamotten kaufen im weltgrössten Fake-Market, ferngesteuerte Hubschrauber und Autos, Computerschnickschnack, hier ne grössere Festplatte, da ein schnellerer Router, Firmware auf chinesisch, wieder zurückbringen, schon wieder den Hubschrauber an die Wand geflogen, die Jungs von der Modellbauwerkstatt werden noch unsere besten Freunde...

Gibt dann doch so einige Möglichkeiten, Zeit rumzukriegen, und allmählich erschliessen sich die ersten Teile der Stadt.

Zwischendurch sind auch mal Proben, am 30 März Konzert (Brahms I, Beethoven Klavierkonzert Nr3, Tschaikovsky Capriccio Italien). Läuft auch diesmal wieder ganz gut :-)

Ankunft

Nach einigen Tagen Aufenthalt bei Freunden in Peking komme ich am Donnerstag, 8. März in Shenzhen an und werde von schwül-warmen Wetter empfangen. Ein Angestellter des Orchesters holt mich ab. Er spricht kein Englisch, ich stelle fest dass mein 5-Wochen-chinesisch-Kurs nicht unbedingt zur Kommunikation beiträgt und so verläuft die einstündige Fahrt vom Flughafen zum Orchestergelände schweigend.
Die Stadt präsentiert sich auf den ersten Blick auserordentlich grün. Ein Heer von Gärtnern hält die öffentlichen Grünanlagen, inklusive Verkehrsinseln, in schuss. Keine Ahnung wie das Krautzeugs abgesehen von den Palmen heisst, sieht jedenfalls gut aus :-). Anders die Gebäude. Angesichts der Tatsache, dass die Stadt vor 27 Jahren gegründet wurde, machen die meisten älteren (5 Jahre+) keine gute Figur. Der Eindruck bestätigt sich später: Ist ein Haus erst mal fertig, wird wirklich nichts unternommen, um es zu erhalten. So gehört z.B. im Verwaltungsgebäude des Shenzhen Symphony Orchestra eine grosse Anzahl Wassereimer zur Grundausstattung, um bei den z.T. heftigen Regenfällen das von der Decke tropfende (strömende!) Wasser aufzufangen. Glücklicherweise befindet sich noch eine "Pufferwohnung" zwischen meinem (inzwischen zweitem) Appartement und dem Dach ;-)
Nach meiner Ankunft Nachmittags um 2 finde ich auch bald eine Angestellte (Praktikantin?) die ein paar Brocken Englisch kann, und so bekomme ich meine erste Wohnung und verspüre den Drang wieder ausziehen zu müssen: klein, dunkel, es stinkt! Ich lasse nicht locker und bekomme ein paar Tage später o.g. Wohnung Nummer 2 im neueren Nachbargebäude, mit der ich mich sofort anfreunde: gross, hell, es stinkt nicht. Eignetlich viel zu gross für mich allein, 4 Zimmer. Vor mir haben hier zwei Leute gewohnt, aber ich beschwere mich nicht und bleibe. Einziges Manko: 7. Etage ohne Aufzug. Naja, macht/hält fit!

Sonntag, 22. April 2007

wie alles begann...

Nach mittlerweile 6 Wochen in China wird es langsam Zeit den Daheimgebliebenen mal mehr mal weniger ausführlich zu berichten.

Um ganz vorne anzufangen:

Gegen Ende des letzten Jahres werde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, für ein halbes Jahr nach China zu gehen um im Shenzhen Symphony Orchestra ein Stelle als Solo-Pauker anzutreten. Nach kurzem Überlegen dann die Zusage, die Modalitäten werden mit meiner Kontaktperson geklärt (ich will es so weit wie möglich vermeiden, Namen anderer Personen in diesem Blog zu veröffentlichen) und die Zeit des Wartens beginnt... Der erste und bis zum Antritt meiner Reise einzige direkte Kontakt zu meinem zukünftigen Arbeitgeber kommt zustande in Form eines Faxes, das eines Tages ins Haus rattert, sich als blanko-Exemplar eines "Foreign-Musician" Vertrages entpuppt und alle wichtigen Angaben wie Vertragsdauer, Gehalt, Beginn des Arbeitsverhältnisses etc NICHT enthält. Nach einigem hin und her über Umwege dann doch die etwas kurzfristige Bestätigung, Flugticket, Abschied.
Das Abenteuer China beginnt :-)

Shenzhen


Hier entsteht ein Blog von einem der auszog um in China auf die Pauke zu hauen...